RSL-Spitexforum 2025 zum Thema «Pflegende Angehörige»

Am 21. Januar 2025 fand im Auditorium des Spitals Limmattal das Spitexforum der RegioSpitex Limmattal zum Thema «Pflegende Angehörige» statt. Die RegioSpitex Limmattal berichtete an diesem Event über das kürzlich abgeschlossene Pilotprojekt zur Anstellung von pflegenden Angehörigen.
Das Thema «Pflegende Angehörige» ist in den Medien sehr präsent und wird politisch intensiv diskutiert. Dies spiegelte sich auch in der hohen Besucherzahl am Spitexforum wider. Einerseits weckte das Thema das Interesse zahlreicher Vereinsmitglieder, die zum Teil selbst in der Situation sind, Angehörige zu pflegen oder sich darauf vorbereiten. Andererseits waren auch andere Spitex-Organisationen vertreten, die entweder kurz vor der Anstellung von Pflegenden Angehörigen stehen oder bereits entsprechende Erfahrungen gesammelt haben. Auch die Gemeinden sowie der Spitex Verband Kanton Zürich waren am Spitexforum vertreten.
Die RegioSpitex Limmattal erläuterte gleich zu Beginn der Veranstaltung, dass pflegende Angehörige schon immer ein wesentlicher Bestandteil der Spitex-Arbeit waren. Hinter jedem Kunden stehen in der Regel Angehörige, die bereits in die Pflege eingebunden sind – wenn auch bisher meist unentgeltlich. Die professionelle Begleitung der Angehörigen und des gesamten sozialen Umfelds war schon immer ein zentraler Aspekt für die öffentlichen Spitexorganisationen. Erst ein Gerichtsbeschluss vor ein paar Jahren schuf die Grundlage für die Anstellung und finanzielle Entlöhnung von pflegenden Angehörigen.
Seither entwickelte sich dann die Anstellung und Entlöhnung der pflegenden Angehörigen zu einem sehr lukrativen Geschäftsmodell. Je mehr pflegende Angehörige eine Firma anstellen kann, desto höher fallen die Gewinne aus, da die Kosten für den Betriebsaufwand nicht im gleichen Masse zunehmen wie die Erträge. Das führte dazu, dass immer mehr Firmen gegründet wurden, die sich auf dieses Geschäftsfeld spezialisieren. Im Rahmen dieser Entwicklung ist nun auch die Politik darauf aufmerksam geworden und diskutiert dieses Thema und mögliche Regulierungsmassnahmen intensiv.
Die öffentlichen Spitexorganisationen stellen auch pflegende Angehörige an, setzen dabei aber auf Qualität und nicht auf Quantität, da sie keine Gewinnorientierung verfolgen. Allfällige Gewinne fliessen direkt wieder an die Gemeinden und damit an die öffentliche Hand zurück. Die öffentlichen Spitexorganisationen vertreten die Haltung, dass eine faire Entlöhnung von pflegenden Angehörigen unter Berücksichtigung der geltenden rechtlichen Grundlagen zweifelsohne wichtig ist. Damit soll aber keine Gewinnmaximierung zu Lasten der Bevölkerung betrieben werden.
Um die öffentlichen Spitexorganisationen in diesem neuen Angebot zu unterstützen, entwickelte der Spitex Verband Kanton Zürich ein Konzept für die Anstellung von pflegenden Angehörigen. Mittlerweile nutzen über 20 von rund 70 öffentlichen Spitexorganisationen im Kanton Zürich dieses Konzept als Grundlage. Die RegioSpitex Limmattal beteiligte sich von Beginn an der Konzeptentwicklung und startete direkt mit einem Pilotprojekt. Der Stv. Geschäftsleiter und Projektverantwortliche der RegioSpitex Limmattal, Samuel Faust, berichtet über den Projektverlauf sowie über die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sich daraus ergeben haben. Ein wesentlicher Unterschied zu gewinnorientierten Organisationen liegt primär in der umfassenden Betreuung und Begleitung der pflegenden Angehörigen. So steht das gesamte Fachpersonal der RegioSpitex Limmattal beratend zur Seite. Während des Pilotprojekts wurden die pflegenden Angehörigen durch eine Fachverantwortliche Pflegefachperson in enger Zusammenarbeit mit der Pflegeexpertin / APN begleitet und betreut. Diese Begleitung ging weit über die einfache Anstellung und Vergütung hinaus. Zusätzlich konnten sie beispielsweise auf die Unterstützung eines Kinästhetik-Trainers, eines Fachverantwortlichen für Demenz sowie weiterer spezialisierter Mitarbeitender zurückgreifen. Da die RegioSpitex Limmattal als sogenannte Vollversorgerin in der ambulanten Pflege und Betreuung gilt, können alle erforderlichen Leistungen - inkl. Hauswirtschaft - aus einer Hand erbracht werden. Das bedeutet auch, dass bei einem Krankheitsausfall der pflegenden Angehörigen die RegioSpitex Limmattal einspringt und die Pflege nahtlos übernehmen kann, da die gesamte Pflegesituation bereits sorgfältig erfasst und dokumentiert ist.
Im Verlauf der Veranstaltung kamen im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Hauptbeteiligten des Pilotprojekts zu Wort: die Pflegeexpertin / APN Emine Bytyqi, die Fachverantwortliche Pflegefachfrau Christa Ng Cheong sowie ein pflegender Angehöriger der ersten Stunde. Sie berichteten eindrucksvoll über ihre Erfahrungen und gaben wertvolle Einblicke in den Alltag der pflegenden Angehörigen der RegioSpitex Limmattal.
Als zentrale Botschaft bleibt die Hoffnung, dass die wertvolle Arbeit der pflegenden Angehörigen auch zukünftig fair entlöhnt wird und gleichzeitig aber die Möglichkeiten der Gewinnmaximierung eingeschränkt werden. Diese schadet nämlich nicht nur der Bevölkerung, welche die Gewinne für private Unternehmen über Steuergelder und Krankenkassenprämien finanzieren, sondern auch den pflegenden Angehörigen selbst. Das Angebot der RegioSpitex Limmattal kann dazu beitragen, dass pflegende Angehörige nicht zu den Opfern eines lukrativen Geschäftsmodells werden, sondern dass sie für ihre wichtige und sinnvolle Arbeit gerecht entlöhnt und als tragende Säule im Gesundheitswesen anerkannt werden – nicht mehr und nicht weniger!
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